Energie aus Gartenabfällen: Kleinbiogasanlage im Einsatz
Energie erzeugen mit dem, was man sonst wegschmeißen würde: Kompakte Biogasanlagen machen es möglich. Die Anlagen wandeln Grünschnitt, Bioabfälle oder auch Mist in Biogas um, das wiederum zum Kochen, Heizen oder auch Kühlen genutzt werden kann. Um die Technologie greifbarer zu machen, haben wir eine Biogasanlage für den Kleinanwender getestet: sie nennt sich „VillageSmart“ und wurde von der Firma Bio-H2-Umwelt GmbH entwickelt. Wir stellen sie euch im Folgenden kurz vor und gehen auf ihre Besonderheiten ein.
Warum sollte ich eine Kleinbiogasanlage betreiben?
Die Anlagen bieten eine optimale Lösung für alle Gartenbesitzer, die autark leben möchten. Darüber hinaus wird Geld gespart und die Umwelt geschont. Denn im Gegensatz zum herkömmlichen Kompostieren von Biomasse kann hier Energie für die unmittelbare Nutzung in Kleingärten gewonnen werden. Zusätzlich wird bei der Entstehung des Biogases Flüssigdünger produziert. Dieser kann wiederum genutzt werden, um neue Pflanzen anzubauen.
VillageSmart – eine Kleinstbiogasanlage für den Garten
Die „Village Biogasanlage“ wurde im Rahmen der Forschungsarbeiten zu Biogastechnologien am Robert Boyle Institut in Kooperation mit der Bio-H2-Umwelt GmbH entwickelt. Wir konnten bereits den Prototypen testen. Im Gegensatz zu anderen Biogasanlagen werden hier die zwei Prozessstufen räumlich voneinander getrennt, die bei der Entstehung von Biogas nacheinander ablaufen. Dadurch wird Zeit gespart und vorhandene Ressourcen werden effizienter genutzt.
In der ersten Prozessstufe, der Versäuerungsphase, werden die grob zerkleinerten Abfälle in einem Korb von einer Prozessflüssigkeit umspült und dabei zu organischen Säuren umgesetzt. Die Biomasse, z. B. Gras, löst sich auf und wird verflüssigt. Feststoffe, die nicht zersetzt werden können, verbleiben im Korb und können bequem aus der Anlage herausgenommen und auf den Kompost geworfen werden.
Die versäuerte Flüssigkeit wird in der zweiten Stufe, der Methanstufe, durch Gärprozesse zu Biogas umgewandelt. Durch die Stufentrennung wird nicht nur die Zeitspanne verkürzt, die nötig ist, um die Einsatzstoffe abzubauen. Sondern auch die Prozessstabilität ist wesentlich verbessert, sodass selbst dem Laien ein effektiver Betrieb ermöglicht wird. Zudem verbleibt kaum Restschlamm in der Anlage. Das einzige „Abfallprodukt“ ist ein sehr flüssiger, natürlicher Dünger. Dieser kann z. B. in Hydroponik-Anlagen oder generell zur Pflanzenzucht weiterverwendet werden.
Die säulenförmige Kleinbiogasanlage kann mit wenigen Handgriffen selbst aufgebaut werden. Für deutsche Verbraucher hat sie einen entscheidenden Vorteil: Durch ihre isolierte Hülle ist die Anlage an das hiesige Klima angepasst. Das ist wichtig, denn die Bioreaktoren, auch Fermenter genannt, brauchen eine Mindesttemperatur von 35 Grad Celcius, um zu funktionieren. Biogasanlagen ohne Isolierung benötigen entsprechend mehr Heizenergie, um den Fermenter aufzuheizen. Die VillageSmart kann hierfür mit Solarthermie oder Photovoltaik-Systemen verbunden werden und funktioniert entsprechend komplett autark.
Bei entsprechendem Input an Substrat können täglich bis zu 300l Biogas gewonnen werden – absolut ausreichend für einen ausgiebigen Koch- oder Grillabend.
Fazit: Village gibt Gas
Biogas selbst zu produzieren, ist ein bedeutender Schritt in Richtung Energieautarkie. Die Technologie der VillageSmart hat uns überzeugt. Sobald der Prototyp ausgereift ist, werden auch wir fleißig Lampen, Kochplatten und den eigenes beschafften Biogaskühlschrank mit der Energie betreiben, die wir aus unserem Rasenschnitt und den Bioabfällen gewinnen können. Die Entwickler haben sogar verraten, dass es die Technologie bald auch in größeren Versionen geben soll. Wir sind gespannt!