Streben nach Energieautarkie macht erfinderisch

Unabhängigkeit von staatlichen Strukturen oder der Wunsch, selbst eine aktive Rolle in der Energieversorgung zu spielen und sicherzustellen, dass die eigene Energie „grün“ gewonnen wird. Unterschiedliche Motive führen dazu, dass immer mehr Menschen Energie selbst erzeugen wollen. Welche Wege bieten sich ihnen? Welche Möglichkeiten gibt es bereits?

Energieautarkie meint, dass Verbraucher lokal verfügbare Energieträger nutzen, um nicht von Energielieferungen abhängig zu sein. Im Fokus steht hierbei die Regionalität: Energieversorgung kann nur dann wirklich als autark bezeichnet werden, wenn 1) der Strom/die Wärme durch eigene Anlagen erzeugt wird und 2) keine Brennstoffzulieferungen notwendig sind, um diese Anlagen zu betreiben.

Erneuerbare Energien erforderlich

Lokal verfügbare Energieträger zu nutzen, bedeutet in Deutschland, auf erneuerbare Energien zu setzen. Zu abhängig sind wir von anderen, politisch oftmals instabilen Regionen, wenn es zum Beispiel um den Import von Erdgas geht. Unsere eigenen Erdöl- und Erdgasvorkommnisse wiederum sind viel zu klein, als dass damit der Bedarf gedeckt werden könnte. Versorgungssicherheit und Autarkie können nur dann erreicht und verbunden werden, wenn z. B. Wasserkraft, Windenergie und Geothermie optimal genutzt und ausgebaut werden.

Schnell wird deutlich, dass Energieautarkie in manchen Regionen Deutschlands besser funktioniert, als in anderen. So sind Windparks vor allem im Norden des Landes zu finden und Wasserkraftwerke entlang der größten Flüsse. Doch auch in einem Staat, der komplett energieautark ist, bestehen noch Abhängigkeiten der Regionen untereinander. Das Zauberwort, das hier Veränderung verspricht, ist Dezentralisierung. Und damit kommen wir zur Ausgangsfrage zurück.

Denn was für Deutschland als Staat im Ganzen gilt, kann auch auf das Eigenheim projiziert werden. Autarke Stromversorgung im kleinen Stil wird durch sogenannte „Inselnetze“ möglich. Photovoltaikanlagen in Verbindung mit Energiespeichern sorgen für eine lückenlose Versorgung. Lokale Biogasanlagen oder das Verheizen von Holz aus nahegelegenen Wäldern ermöglichen darüber hinaus autarkes Heizen und Warmwasserversorgung.

Futuristische Dörfer: ReGen Villages

In der Nähe von Amsterdam entsteht derzeit ein Dorf, dass aus selbstversorgenden Häusern zusammengesetzt wird. Das visionäre Projekt ReGen Villages vereint modernste Technologien in Bezug auf die Wasser-, Energie- und Lebensmittelversorgung sowie die Müllentsorgung.

In Gewächshäusern, bewirtschafteten Gärten als auch in Ställen und Aquaponiks wird das notwendige Essen selbst angebaut und produziert. Der entstehende Müll wird entweder verfüttert oder verbrannt, sollte er nicht kompostierbar sein. Die Wasserversorgung soll mit aufgefangenem Regenwasser sichergestellt werden: In einer gefilterten und einer ungefilterten Variante. Die Energieversorgung schließlich erfolgt über Solar- und Biogasanlagen und dazugehörige Energiespeicher, die einspringen, wenn keine Energie produziert wird.

Die Idee der Erfinder ist, so den steigenden Problemen der Ressourcenknappheit entgegenzutreten. Anders als in heutigen Städten üblich, liegen Wohnen und Versorgung in den ReGen Villages nah beieinander. Entsprechend begehrt sind die Plätze in den Zukunftsdörfern, die derzeit ebenfalls in Schweden, Norwegen und auch Deutschland geplant werden.